NVA-Gelände

Plädoyer für Wohnen und Gewerbe auf dem ehemaligen NVA-Gelände

Plädoyer für Wohnen und Gewerbe auf dem ehem. NVA-Gelände an der Straße der Befreiung in Hangelsberg, Grünheide (Mark) statt ausschließlicher Gewerbenutzung

Auf der Hangelsberger Ortsbeiratssitzung am 19.04.2021 konnten sich interessierte Bürger ein Bild über die Pläne des neuen Eigentümers (ECE-Group) zur ehemaligen NVA-Fläche (sogenanntes MDSG-Gelände) nördlich des Hangelsberger Bahnhofs machen.

Die Präsentation war umfangreich, wenn auch zum aktuellen Zeitpunkt nicht sehr konkret. Man möchte die Einwohner in einem offenen Prozess möglichst früh einbeziehen, war seitens der ECE-Group-Vertreter zu vernehmen. Grundsätzlich ginge es der ECE-Group um die Erschließung und Belebung des erworbenen Geländes und später einer Erweiterungsfläche (die Ausweitung von aktuell 35 ha auf ca. 70 ha), die derzeit bewaldet ist.

Angedacht sei die Nutzung der Flächen für Gewerbe, Logistik mit 24/7-Betrieb und ggf. auch Industrie, am wahrscheinlichsten in Form von Tesla-Zulieferern. Auch die Ansiedlung eines Bildungs- und Nahversorgungsstandortes scheint vorstellbar. Das Projekt soll den Namen „Green Work Park“ erhalten.

Den Ausführungen war auch zu entnehmen, dass Wohnen keine Berücksichtigung finden soll, da bereits ein mögliches Wohnbauprojekt am bahnhofsfernen Unsal (östlicher Ortsausgang) im Gespräch sei. Anfragen von Einwohnern nach Wohnungsbau auf dem Gelände oder auch nach dem Umgang mit den Wohnhäusern in unmittelbarer Nähe des Geländes wurden nur vage beantwortet.

Grünheide braucht Wohnraum und Hangelsberg könnte dabei einen moderaten Anteil tragen.

Sollten wir also wirklich so schnell diese Chance vergeben, den Bereich nördlich des Bahnhofs zu einem echten Ortsteil Hangelsbergs zu entwickeln?

Zahlreiche Gründe sprechen für eine Entwicklung als Wohn– und Gewerbemischfläche – die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Mit der Entwicklung dieses Standortes könnte das Gebiet nördlich des Bahnhofs eine ungemeine Aufwertung erfahren.
  • Das Gelände wäre bestens geeignet für eine Mischnutzung von klein- und mittelständischem Gewerbe sowie Wohnen.
  • Leben, Wohnen und Arbeiten vereint an einem Ort wären hier in attraktiver grüner Umgebung, beispielsweise mit einem innovativen Gartenstadt-Modell, wunderbar umsetzbar.
  • Mit der Ansiedlung dafür geeigneter Gewerbe wäre gesichert, dass von diesem Gelände für Hangelsberg keine gravierenden Störungen durch Schadstofffreisetzung, massiven Lkw-Verkehr und dauerhaften Lärm ausgehen.
  • Die bereits in unmittelbarer Nachbarschaft bestehenden Wohnhäuser an der Straße der Befreiung könnten zum Vorteil der dort schon ansässigen Bewohner nutzbringend in ein Konzept für Wohnen und Gewerbe einbezogen werden
  • Ebenso könnten ein neuer Schulstandort, ärztliche Versorgungseinrichtungen sowie ein Einkaufsmarkt zum Wohle der Hangelsberger und der Einwohner benachbarter Ortsteile integriert werden.
  • Das Umfeld des Bahnhofs würde belebt werden. Die durch einen ortsansässigen Verein geplante Sanierung der historischen Bahnhofsgebäude als kulturelle Begegnungsstätte brächte eine ideale Symbiose zur sanften Nutzung für Wohnen und Gewerbe im Norden Hangelsbergs.
  • Bewohner dieses neu zu schaffenden Viertels hätten den Bahnhof in Laufweite und doch weit genug weg, um nicht durch den Bahnbetrieb gestört zu werden. Sie wären ebenso fern der viel befahrenen L38.
  • Auch die im neuen Nahverkehrsplan avisierte bessere Anbindung des Hangelsberger Bahnhofs an den ÖPNV aus den Richtungen Spreeau und Kienbaum spräche für eine wohnbauliche Entwicklung in diesem Bereich.
  • Die zur Wohnentwicklung in Betracht gezogene Fläche am Unsal liegt so weit vom Bahnhof entfernt (Distanz ca. 2,6 km), dass möglicherweise viele mit dem Auto zur Bahn fahren würden. Im aktuellen Nahverkehrsplan ist hier keine verbesserte Anbindung an den ÖPNV geplant. Die Pendlerparkplätze am Bahnhof sind ohnehin schon knapp. Wieder müsste Wald fallen – für das Wohngebiet am Unsal und die Parkplätze am Bahnhof.
  • Die Umsetzung eines integrierenden Mischkonzeptes für Wohnen und Gewerbe brächte nicht nur den Erhalt des Hangelsberger Ortscharakters sondern auch einen nachhaltigen Gewinn für Mensch und Natur.

Nicht nur aus Sicht der Hangelsberger und Grünheider spricht alles für eine sanfte, nachhaltige Entwicklung als Wohn- und Gewerbefläche auf dem ehem. NVA-Gelände. Auch aus landesplanerischer Sicht ergeben sich deutliche Gründe für diese Idee:

  • Dem rasend voranschreitenden Flächenverbrauch in Brandenburg muss Einhalt geboten werden (Brandenburg 2016 ca. 62 ha pro Tag – das sind 86 Fußballfelder). Intakte Naturräume tragen zum aktiven Klimaschutz bei und müssen, wo irgend möglich, erhalten werden. Wald und andere naturschutzfachlich wertvolle Flächen kommen für neue Bauprojekte und daraus folgender neuer Verkehrsinfrastruktur nicht in Betracht.
  • Die Notwendigkeit einer behutsamen Entwicklung des Standortes ergibt sich auch aus den Planungen des Landes Brandenburg, in direkter Nachbarschaft Trinkwasser zur Versorgung der Region fördern zu wollen. Es ist festzuhalten, dass das Gebiet nördlich von Hangelsberg (Hangelsberger Heide) im zentralen östlichen Berliner Umland das letzte verbliebene große Einzugsgebiet darstellt, in dem potentiell bedeutende Mengen Trinkwasser mit keiner bzw. minimaler anthropogener Belastung nach Prüfung der Umweltverträglichkeit nachhaltig gefördert werden könnten. Von Berlin bis Frankfurt/Oder sind die angrenzenden Einzugsgebiete im Grundwasserkörper nördlich der Spree bereits von den zuständigen Wasserversorgungsunternehmen „besetzt“. Ein Industrie- oder Gewerbestandort, der aufgrund des Umgangs mit wassergefährdenden Stoffen und Chemikalien mit dem Trinkwasserschutz kollidiert, würde diesen übergeordneten Planungen diametral entgegenstehen.
  • Entwicklung ist möglich, ohne dass es zu weiteren Eingriffen in den Freiraumverbund des LEP-HR kommt. Auch das Landschaftsschutzgebiet und gefährdete Biotope können auf diesem Weg erhalten werden.

Lassen Sie uns die einmalige Gelegenheit nutzen, auf diesem Gelände ein Leuchtturmprojekt entstehen zu lassen, das zukunftsweisend für eine nachhaltige Projektentwicklung in Brandenburg steht!

Übernehmen wir gemeinsam Verantwortung für unseren wunderschönen naturbelassenen Naturraum, auch zum Wohle der uns nachfolgenden Generationen!

InteressenGemeinschaft Lebenswertes Hangelsberg, Mai2021